Ein später Rückblick: Meine Rollenspiele 2019

Bei mir ging ein erzwungener Umzug Anfang 2020 nahtlos in die allgemeinen Belastungen des Jahres über. Damit lag auch der Entwurf für meinen Rollenspiel-Jahresrückblick 2019 ziemlich genau zwölf Monate unberührt im Archiv. Immerhin habe ich damit die Chance, ihn jetzt zu finalisieren und zum Jahresende nostalgisch zu werden. 2019 gab es einige Höhepunkte, an die ich gerne zurückblicke.

Die gespielte und geleitete Rollenspielzeit

Kreisdiagramm der Aufteilung meiner Rollenspiel-Runden 2019 nach DauerDie 67 Runden 2019 lagen in derselben Größenordnung von 2018 (66 Runden). Allerdings dauerte 2018 ein Termin durchschnittlich 3,6 Stunden, während sich 2019 der Schnitt auf knapp drei Stunden reduzierte. Dieser Unterschied summiert sich auf ungefähr 40 Stunden weniger Rollenspiel. 2019 verschoben sich die Termine auf Werktage und in den Abend. Überraschend empfand ich eher, dass immerhin 15 Runden vier Stunden und länger liefen. Dem stehen aber wiederum fast genauso viele Sitzungen (14) gegenüber, die maximal zwei Stunden gedauert haben.

Unter den kurzen Sitzungen waren vier unabhängige Oneshots sowie fünf Runden des Space 1889 Abenteuers Der Marsianische Patient für den Audio-Podcast bei Jaegers.Net lässt. Da es sich dabei um ein einzelnes Abenteuer über neun Sitzungen handelt, habe ich neben Oneshots und Kampagnen auch Fewshots in die Einordnung aufgenommen. Zu den restlichen sechs Sitzungen zählen vier Runden meiner Mazes-&-Minotaurs-Kampagne, meine erste Runde Solo-Rollenspiel mit dem Mythic GM Emulator sowie die glorreiche Endschlacht meiner Dungeon-World-Montagsrunde.

Die (Mit-)Spielerinnen in meinen Rollenspielrunden

Kreisdiagramm der Aufteilung meiner Rollenspiel-Runden 2019 nach Anzahl der SpielerinnenDie Anzahl der Mitspielerinnen (ohne Spielleiterin) blieb überwiegend in meinem Wohlfühlbereich von drei bis vier Spielerinnen (Durchschnitt 3,25). Fünf Runden kamen auf den Höchstwert von fünf Spielerinnen, der mit vier Solo-Sitzungen die Waage hält. Dabei habe ich selbst nur an 23 Terminen als Spieler teilgenommen. Davon waren vier Runden Oneshots und fünf Sitzungen das genannte Space-1889-Abenteuer. Neun Termine entfielen auf unsere Kampagne Curse of Strahd, die statt alle zwei bis drei eher alle fünf bis sechs Wochen stattfand. Die restlichen 44 Runden war ich entsprechend Spielleiter für 17 Oneshots und 27 Kampagnen-Termine.

Die Rollenspielgenres: sehr viel Fantasy

Vor einigen Jahren sehnte ich mich nach Fantasy-Runden: 2019 zählte ich bereits mehr als zwei Drittel (47) meiner Runden dem Fantasy-Genre zu. Bisher spüre ich aber keine Fantasy-Ermüdungserscheinungen. Das liegt sicherlich daran, dass viele Subgenres der Fantasy genügend Abwechslung boten.

Kreisdiagramm der Aufteilung meiner Rollenspiel-Runden 2019 nach GenreMit deutlichem Abstand folgen auf Platz zwei Horror (sechs Runden) sowie gemeinsam auf Platz drei Superhelden und Steampunk (jeweils fünf Sitzungen). Die Schlusslichter der Genres sind Science-Fiction (zwei Sitzungen) und je eine Krimi- und eine Humor-Sitzung. Zugegeben, Humor bildet kein richtiges Genre. Dabei handelt es sich um einen Los-Muertos-Oneshot. Für die liebevolle, schräge Unterwelt des Spiels finde ich kein sinnvolles Genre, um es würdig einzuordnen. Vorschläge nehme ich gerne in den Kommentaren entgegen.Kreisdiagramm der Aufteilung meiner Rollenspiel-Runden 2019 nach Subgenre der Fantasy

Gut die Hälfte der Fantasy-Runden belegt die klassische High Fantasy ala Dungeons & Dragons. Das liegt unter anderem an meiner regelmäßigen Freitagsrunde (Dungeons & Dragons, Curse of Stradh als Spieler) sowie meiner Montagsrunde (Dungeon World als Spielleiter). Abseits davon fallen darunter ein D&D-Oneshot (geleitet), zwei Oneshots mit meiner Beta-Übersetzung und Modernisierung von Microlite20 (geleitet) und schließlich einmal Savage Worlds als Spieler der neuen Abenteureredition.

Anschließend folgt Mazes & Minotaurs, was ich als Mythic Greek bezeichnet habe. Dabei handelt es sich um Fantasy, die auf den Heldensagen der griechischen Antike basiert. Platz drei gelang Sword & Sorcery mit acht Runden. Hier tauchen auf der einen Seite meine 4 Solo-Runden auf. Andererseits konnte ich meiner Montagsrunde Diabolical d20 als vierteiligen Oneshot zum Kennenlernen der neuen Spielerinnen unterjubeln – tatsächlich hätte es vermutlich Einspruch gegeben, hätte ich es explizit als Sword & Sorcery statt als „düstere Fantasy“ angeboten. Die letzten drei Sitzungen meiner abgebrochenen Star-Wars-Gruppe, zwei Runden Weird Fantasy und einmal For the Queen (Sonstige Fantasy) bilden den Rest der Subgenres.

Die gespielten Rollenspielsysteme

2019 konnte ich viele alte PDFs endlich lesen, weshalb sehr neue Rollenspiele das Jahr bereichert haben. Bei 18 verschiedenen Systemen in der Statistik sind das immerhin rund ein neues Regelwerk jede dritte Woche. Acht Rollenspiele konnte ich zum ersten Mal spielen, wenn wir Microlite20 und den Ableger Diabolical d20 jeweils als einmal zählt.

Zum ersten Mal gespielt oder geleitet habe ich:

  • Diabolical d20 (Oneshot, geleitet)
  • Dungeon Crawls Classic (Oneshot, gespielt)
  • For the Queen (Oneshot, gespielt, SL-los)
  • GURPS ultra-light (zwei verschiedene Oneshots, geleitet), wobei ich GURPS 3ed früher schon einmal geleitet habe)
  • Lamentations of the flame Princess (vier Runden als offene Kampagne, Solo-Rollenspiel, Oneshot geleitet)
  • Microlite20 dt.2019 (2 Oneshots, geleitet)
  • Something to Hide (Oneshot, gespielt, SL-los)
  • Space 1889 (Fewshot, gespielt), allerdings habe ich Hollow Earth Expeditionfrüher bereits geleitet und die Regeln unterscheiden sich fast nicht

Alte Bekannte unter den Systemen waren:

  • Dungeon & Dragons 5 (Kampagne, gespielt, Oneshot, geleitet)
  • Dungeon World (Kampagne, geleitet)
  • Geh nicht in den Winterwald (drei Oneshots, geleitet)
  • Los Muertos (Oneshot, geleitet)
  • Mazes & Minotaurs (Kampagne, geleitet, Oneshot, geleitet)
  • Monster of the Week (Oneshot, geleitet)
  • Savage Worlds (Oneshot, gespielt)
  • Shadworun (Kampagne, gespielt)
  • Star Wars FFG (Kampagne, geleitet)
  • Worlds in Peril (Kampagne, geleitet)

Sonstige Zahlen

Kreisdiagramm der Aufteilung meiner Rollenspiel-Runden 2019 nach Art der RundeInsgesamt teilen sich meine Sitzungen 2019 auf 26 One- und Fewshots sowie 41 Kampagnen-Runden auf. Das empfinde ich als gutes Verhältnis, obwohl ich weniger Ausfälle in den festen Runden begrüßt hätte. 32 Online-Runden und 35 Tischrunden sind ebenfalls ausgewogen, auch wenn uns 2020 die Vorzüge des Online-Spiels gelehrt hat.

Meine Lieblingsklasse, der Schurke, überrascht mit völliger Abwesenheit. Stattdessen stand der Halbork-Kämpfer Tsa’Gorma mit neun Auftritten im Mittelpunkt, – immerhin sind Kämpfer meine zweitliebste Klasse. Mit dem Streetsam Bjork „Shotchain“ Garrow, dem Zwerg Darrak Diesa, dem Söldner Vallis Dacourt sowie der schweigsamen Kriegerin Nanya komme ich auf weitere vier Kämpferinnen. Der Arzt Dr. Konstantin Kogler folgt mit fünf Auftritten.

Jahreshighlights

Es fällt mir schwer, Highlights zu betonen. Es gab viele gute Runden in denen viel gelacht oder mitgefiebert wurde. Daher eine kleine Auswahl in unsortierter Reihenfolge.

Nachdem ich den Schnellstarter vor einigen Jahren gelesen und weggelegt habe, hat mich der Trichter bei Dungeon Crawl Classic nachhaltig beeindruckt. Die hohe Tödlichkeit und spannenden Abenteuerelemente haben ihren Zweck erfüllt. Es wurden einige Figuren aussortiert, aber zu jeder Überlebenden gab es anschließend interessante Geschichten zu erzählen.

Selbstgezeichnete Umgebungskarte der Garnision Nebelwacht

Die Umgebungskarte der Garnision Nebelwacht. (Bild: Sal)

Zwei Oneshots habe ich auf der Garnision Nebelwacht gleitet. Dabei handelt es sich um ein kleines Oneshot-Setting rund um den namensgebenden Grenzposten. Mit den tollen Spielerinnen wurden beide Runden zu großartigen Ereignissen. Besonders im Kopf geblieben ist die Halbling, die sich die verfluchte Krone eines Liches aufgesetzt und dadurch selbst zur Untoten wurde. Das war definitiv einer der Momente, in denen ich als Spielleiter noch einmal nachfragen musste, ob er wirklich ein Artefakt mit unbekannter Magie aufsetzen wolle.

Eine meiner intensivsten Erfahrungen hatte ich unerwartet, als ich das Solo-Rollenspiel ausprobiert habe. Der Specialist Elizar musste vor einem Gegner durch die Gänge eines Dungeons ins Unbekannte fliehen, immer wieder Fallen aufstellen und ums nackte Überleben kämpfen. Unglücklicherweise war der Rückweg versperrt, sodass er sich ordentlich verrannte. Verschiedene Proben, die Zufallsgenerierung des Dungeons vor ihm (on the fly) und die Bedrohlichkeit der Situation haben mich mitgerissen und den Adrenalinspiegel in die Höhe getrieben.

Natürlich sind die Highlights ohne den Abschluss der Dungeon-World-Kampagne unvollständig: Das Kampagnenende krönt sich schließlich selbst zu einem Highlight, in diesem Fall mit einer großartigen Schlacht, für die ich einige Spielzüge geschrieben habe. Damit ging eine tolle Kampagne mit einem würdigen Abschluss zu Ende. In der gemeinsam erschaffenen Spielwelt begann 2020 die nächste Truppe etwa 250 Jahre in der Zukunft.

Ausblick

Insgesamt war mein Rollenspieljahr 2019 sehr befriedigend. Durch die Verspätung des Textes zeigt sich mir bereits deutlich, wie die Pandemie 2020 sich auf mein Rollenspiel ausgewirkt hat. Es gab lediglich zum Jahresanfang Tischrunden, dafür wurden die Runden mehr und länger. Beides hängt in meiner Wahrnehmung mit zunehmend mehr Online-Spielerinnen sowie den weggefallenen Alternativen zusammen. Auf jeden Fall bin ich gespannt, im Januar noch einmal tiefer in die neuen Zahlen zu schauen.

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