Ich habe auf dem Münchner Rollenspieltreffen meine erste Rollenspielrunde. Neugierig, aber unsicher darüber, was mich erwartet, bin ich gestartet. Als Außenstehende möchte ich meine Eindrücke schildern. Kann Spuren von Spoilern enthalten.
Das Münchner Rollenspieltreffen findet an jeden vierten Samstag des Monats statt. Dort treffen sich Rollenspieler und Interessenten, um gemeinsam zu spielen. Den Veranstaltern ist wichtig, dass keine Vorkenntnisse notwendig sind.
Nun so ging ich auch da hin, nämlich ohne Voraussetzungen, wenn man einen Spielleiter als besten Freund keine Voraussetzung nennt. Um Euch ein plastisches Bild zu geben, welche Voraussetzungen ich alle nicht hatte, hier eine Liste:
⎔ Ahnung über den Ablauf
⎔ Würfel
⎔ Extrovertierte Charakterzüge
⎔ Frische mathematische Grundkenntnis/Taschenrechner
⎔ Entsprechendes Vokabular
⎔ u.v.m.
Das Treffen war am Samstag, den 25. Juli 2015. Wir spielten das Cuthulu Now Abenteuer „Serum 17“, ein Oneshot. (Yay, gleich ein neuer Begriff zum Lernen!) Wir waren drei Spieler und mein lieber Freund war der Spielleiter. Ich bin eher zurückhaltend beim ersten Kontakt mit Fremden. Das äußert sich so, dass ich sehr still werde, was bei einem Pen and Paper nicht unbedingt ratsam ist.
Trotz meiner Zurückhaltung wurde ich sehr freundlich aufgenommen und es gab ein bisschen Small Talk. Die beiden Herren, mit denen ich in der Runde war, waren im Pen and Paper beide erfahrener und handlungsfreudiger als ich. Aber Schritt für Schritt.
Charaktererstellung
Ich habe eine Fotografin namens Melinder M. Gespielt. (Ein sehr nutzloser Beruf in diesem Szenario). Ein Charakterbogen kam mir während des Spiels und bei der Erstellung des Charakters wie ein rettendes Floß vor. Ich habe zunächst alles, was mir an Zahlen genannt wurde, irgendwo hingeschmiert, um es mir merken zu können.
Da merkte ich schon langsam: Sarah, du hast seit drei Jahren keine einfache Mathematik mehr im Kopf angewendet. Ich war froh eine Taschenrechner-App auf meinem Smartphone zu haben. Sehr froh. Man braucht wenig mathematisches Geschick, aber wenn du absolut kein Kopfrechnen kannst, nimm dir einen kleinen Taschenrechner mit.
Während des Punkteverteilens fühlte ich mich auch recht wohl. Dabei kann man noch etwas für sich sein. Gelegentliche Absprachen, wer welche Fertigkeit schon hat, sind allerdings hilfreich. Fotografie ist so nutzlos. Ich hätte gerne einfach einmal jemanden mit einem Fotoblitz geblendet, aber denkst du, da lag auch nur eine brauchbare Kamera herum?
Das ist mein Charakterbogen. Man sieht so ein bisschen, dass ich eine psychisch komplett labile Künstlerin bin, die sich immer nahe an der Todesgrenze postiert. Ich schreie quasi die ganze Zeit: „Fast tot, oh ja der Tod ist meine Muse, oh komm doch!“
Nachträglich war ich mit meinem Charakter nicht so richtig zufrieden. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht so richtig zu mir passt.
Das Szenario
Unser Szenario begann in einem Krankenhaus. Es ging grundsätzlich um eine Quarantäne. Diese wurde uns und anderen Nichtspielercharakteren auferlegt, nachdem wir bei einer Explosion verletzt wurden. Nun ist es sehr außergewöhnlich danach unter Quarantäne gestellt zu werden.
So war unsere Aufgabe im Grunde klar: herausfinden, was hier los ist. Dies wurde durch diverse äußere Einflüsse beeinflusst, bspw. Sterbende, nicht funktionierende Telefone und verschlossene Türen.
Insgesamt ist es ein um-Realismus-bemühtes Horrorszenario, ich glaube, in der Jetztzeit. Wirklich gegruselt habe ich mich nicht. Ich bin dafür, wohl zu abgehärtet.
Die Runde
Ich war beim Spielen sehr ruhig. Ich finde, dass ich mich nicht großartig in so eine Figur hineinversetzen kann. Meine schauspielerisches Talent geht gegen null und ich persönlich finde schon, dass es etwas mit Schauspiel zu tun hat. Klar bist du nur in einer kleinen Runde und niemand erwartet etwas Großes, dennoch fühlte ich mich zeitweise sehr unter Druck gesetzt.
Ich lausche unheimlich gerne, wie Andere diese Geschichte aus dem Stegreif heraufbeschwören. Ich war selbst jedoch nicht fähig, gleich so aus mir heraus zugehen. Auch das Argument: Es ist egal, wie du es ausspielst, stimmt in meinen Augen nicht. Selbst wenn man davon ausgeht, es ist alles nur gespielt, weiß ich doch, dass es aus dem Gehirn eines Spielers kommt. Du löst dich ja nie komplett von dir selbst.
Jedenfalls war meine Spielweise sehr vorsichtig und schlussendlich war ich die einzige sich ziemlich dumm anstellende, aber überlebende Spielerin. Einer der Beiden hat sich dann sogar für mich geopfert, was bestimmt sehr nett gemeint war.
Es gab ein bisschen was zu lachen und vor allem die Pizza in der Mittagspause hat mich sehr motiviert. Was mir zusätzlich ein bisschen geholfen hat, waren wirklich existierende Dokumente, die man vorlesen kann oder andere Dinge, die einfach haptisch da sind.
Ich habe insgesamt einen groben Einblick in alles gewonnen. Ich glaube, dass es bei diesem Hobby bestimmt sehr viele nette Leute gibt und dass es eine unheimlich kreative Angelegenheit ist. Mir war das aber zu viel war an diesen Tag. Ich kann mir im Nachhinein vorstellen, das nochmal zu probieren. Am liebsten mit mir bekannten Leuten und ein paar mehr Anfängern.
Location – Bewohnertreff „Theresienhöhe“
Die Örtlichkeit bietet genug Platz und sanitäre Anlagen. Ich habe mich dort durchaus wohlgefühlt. Es gibt auch wenig Raum, um sich zu verlaufen. (meiner Spezialität!) Die Belüftung ist etwas schwer, mit so vielen Menschen in einem Raum wird es schon sehr stickig. Ich glaube, das lässt sich kaum vermeiden.
P&P als Hobby?
Inzwischen ist einiges an Zeit verstrichen. Pen and Paper ist eine sehr spannende Sache und ich liebäugle tatsächlich mit ein paar eigenen Würfeln. Es ist unglaublich, wie hübsch manche sind. Aber ich denke, es würde mich eine lange Einstiegszeit kosten. Vermutlich würde es sich lohnen, aber ich brauche in meinen Fall jemanden mit viel Geduld. Im Hinterkopf werde ich es auf jeden Fall behalten und vorerst lieber auf Youtube Runden dazu ansehen, bspw. B.E.A.R.D.S von den Rocket Beans.
Dieser Gastbeitrag stammt von meiner besten Freundin Aurumora.
Aurumora ist online auch aktiv…
… auf Goodreads mit weiteren Bewertungen
… auf YouTube mit verschiedenen Videos zu Büchern und Gedanken
Bilder:
Warnschild: Oscar J. Baeza; Cthulhu Warning (Lizenz: CC BY-NC-ND)
Charakterbogen: Photo von Aurumora
Photographin: Jennuine Captures Photography; Photographer in Action (Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0)
Danke für den Einblick.
Wenn’s nicht so selbstwidersprüchlich wäre, würde ich gerne mal von einem Anfänger lesen, wie man ihn am besten ins Rollenspiel einführt…
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Hallo RPGnosis,
ich bin tatsächlich gerade auf der Suche nach einem geeigneten Anfänger. ; )
Beste Grüße
Sal
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Hat da nicht jeder seine eigenen Vorstellungen? Ich habe meine zu mindestens angedeutet. Trotzdem gibt es bestimmt etwas was immer gut ist.
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Es hat auch jeder Rollenspieler seine eigene Vorstellung davon, was Gutes Rollenspiel(TM) ist. Davon lebt schließlich jede gute Rollenspieldiskussion. Interessant wäre es aber schon, einmal einen Interessenten zu hören, was er sich unter einer Einführungsrunde vorstellt.
Rollenspieler haben in meinen Augen eine sehr merkwürdige Ansicht darüber, was Anfänger in ihrer ersten Runde benötigen.
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Wahrscheinlich hast Du das schon gesehen, aber mittlerweile gibt es eine Annäherung an dieses Thema auf meinem Blog hier:
https://w6vsw12.wordpress.com/2015/11/24/interview-rollenspieleinsteiger/
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